Branchenevent wirft Blick auf Herausforderungen und neue Entwicklungen der Milchbranche
(Wien, 7. Juni 2024) Das Who is Who der Milchbranche traf sich heuer wieder traditionell beim AMA-Milchforum. Die Branchenveranstaltung der AMA-Marketing bot auch 2024 eine Plattform für Diskussionen über die Entwicklungspotenziale der Milchbranche. Unter dem Motto „Werte im Wandel. Welt der Gegensätze“ widmete sich das Forum den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen dieser Schlüsselbranche.
Die Milchwirtschaft ist nicht nur eine tragende Säule der heimischen Wirtschaft, sie leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt, der Almen, Wiesen und Weiden und sichert die Lebensgrundlage von mehr als 22.400 Milchbauernfamilien. Ihre Weiterentwicklung steht alljährlich im Mittelpunkt des AMA-Milchforums. Rund 200 Gäste folgten am 6. Juni 2024 der Einladung der AMA-Marketing in die Anker Brotfabrik nach Wien, um sich über eine zukunftsfähige Ausrichtung der Milchwirtschaft auszutauschen und Entwicklungspotenziale auszuloten – vor allem in den Bereichen Ernährung, Klima und Tierhaltung.
Die AMA-Marketing bietet mit ihren Veranstaltungen seit vielen Jahren eine Plattform für den Dialog in und zwischen den Branchen und ermöglicht einen Informationsaustausch mit internationalen Expertinnen und Experten, die Best-Practice-Lösungen aus ihren Ländern präsentieren. „Die AMA-Marketing geht mit den Branchen weiterhin gemeinsam den Weg in die Zukunft und fungiert als Brückenbauer zwischen Landwirtschaft und Verarbeitung bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Es freut mich sehr, dass uns das auch beim diesjährigen AMA-Milchforum gelungen ist“, so AMA-Marketing Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek, die die anwesenden Gäste gemeinsam mit MVÖ-Präsident Helmut Petschar und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, der per Video zugeschaltet war, begrüßte.
Internationale Expertinnen und Experten am Podium
Das Podium war auch 2024 hochkarätig besetzt und bot eine ausgewogene Balance zwischen Wissenschaft und Praxis. Um zukünftige moralische Herausforderungen in der Milchproduktion ging es im Vortrag von Christian Dürnberger von der veterinärmedizinischen Universität Wien. Der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler erläuterte neben den gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft und den Beruf der Landwirtin bzw. des Landwirts, auch die Rolle von Werten bei der Entscheidung, was wir essen und trinken. In den kommenden Jahrzehnten werden wir alle Entscheidungen auf die Klimawaage legen, ist Dürnberger überzeugt.
Lena Meinders, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens AFC Risk & Crisis Consult aus Bonn, sprach über Gütesiegel im Spiegel marktrelevanter Stakeholder. Die Tierwissenschaftlerin verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Tierhaltung, QS Qualität und Sicherheit. Nach ihrer Ansicht bieten Gütesiegel Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Handelsunternehmen Orientierung bei der Produktauswahl, indem sie die Einhaltung von Kriterien wie Qualität, Produktsicherheit und Nachhaltigkeit durch unabhängige Zertifizierungen bestätigen. Ihr Zweck ist es, den Wert und die Wertschätzung von Qualitätsprodukten zu steigern. Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine zeigen jedoch, wie volatil und oft widersprüchlich das Kaufverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten sein kann. Sie stellte dabei auch die Frage, ob Milch oder pflanzliche Alternativen eine Zukunft haben und schlussfolgerte, dass es auf eine Ko-Existenz hinausläuft.
Milch im Spannungsfeld der Erwartungen
Nach der Pause ging es mit spannenden Einblicken weiter, etwa im Vortrag von Georg Müller, Bereichsleiter Strategische Warenwirtschaft der Privatmolkerei Bechtel aus Schwarzfeld in Deutschland. Müller, der an der Hochschule Weihenstephan Landwirtschaft studiert hat, ist in der Privatmolkerei u.a. für den Einkauf und die Landwirtschaft verantwortlich. In seinem Vortrag widmete er sich zunächst dem Strukturwandel in der deutschen Milchwirtschaft und ging darauf ein, inwieweit diese insgesamt vom Weltmarkt beeinflusst wird und welche Faktoren bei der Milchvermarktung im gesellschaftlichen Umfeld eine Rolle spielen.
Tierische Produkte und Rohstoffe durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen, ist ein stark wachsendes Betätigungsfeld für Start-ups, wie jenem von Eva Sommer, Gründerin und CEO von Fermify. Das Wiener Jungunternehmen bietet seinen B2B-Kundinnen und -Kunden die Möglichkeit, Milchproteine auf Basis der Präzisionsfermentation herzustellen. In ihrem Vortrag unter dem Titel „Future Cheese“ lieferte sie einen Blick über den Tellerrand und ließ die Branche in die Welt der neuen Technologien für Milchalternativen eintauchen.
Neue Wege zum Ziel
Eine Neuorientierung ist auch nach Ansicht von Friedhelm Taube, Universitätsprofessor an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, notwendig. Denn die weltweit zunehmende Verknappung landwirtschaftlicher Nutzflächen, der Klimawandel und andere Umweltprobleme erforderten eine Neuausrichtung des Agrar- und Ernährungssystems, insbesondere in Bezug auf tierische Nahrungsmittel, so Taube. Die Wissenschaft empfiehlt, den Konsum tierischer Lebensmittel in reichen Ländern wie der EU zu reduzieren, um die Flächeneffizienz zu verbessern, Gesundheitskosten zu senken und Umweltbelastungen zu verringern. Diese Empfehlung betrifft vor allem die Schweine- und Geflügelproduktion, während die Milch- und Rindfleischproduktion unter bestimmten Bedingungen weiterhin möglich ist. „Eine ökoeffiziente Milcherzeugung, insbesondere auf Grünland, gilt als zukunftsfähig und bietet Potenzial für eine nachhaltige Vermarktung. Die Berücksichtigung dieser Aspekte kann zu Synergien zwischen den verschiedenen Interessen führen“, so der Experte abschließend.
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Moderatorin Sabine Kronberger, MVÖ-Präsident Helmut Petschar und AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek (Foto: AMA-Marketing/Thomas Meyer)
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Peter Hamedinger (Marketing Manager Milch und Milchprodukte AMA-Marketing), Christina Mutenthaler-Sipek (Geschäftsführerin AMA-Marketing) mit Referentin Eva Sommer und den beiden Referenten Georg Müller und Friedhelm Taube. (Foto: AMA-Marketing/Thomas Meyer)
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Volles Haus beim diesjährigen AMA-Forum Milch in der Anker Brotfabrik in Wien. (Foto: AMA-Marketing/Thomas Meyer)