Positive Entwicklung österreichischer Agrarexporte nach Deutschland
(Berlin, 18. Jänner 2024) Insgesamt legten die Umsätze österreichischer Agrarexporte in den ersten drei Quartalen 2023 getrieben durch die Inflation um 6,1 Prozent zu. Die Mengen sind im selben Zeitraum um sechs Prozent zurückgegangen. Am bedeutenden deutschen Markt gab es nicht nur einen Wertzuwachs in Höhe von 11,4 Prozent, sondern auch ein erfreuliches Mengenwachstum von 1,1 Prozent. Deutschland hält sich damit weiterhin als wichtigster Exportmarkt für den heimischen Agrarsektor. Der Erfolgsweg wird unter anderem durch die Haltungsformanerkennung gesichert.
Der Gesamtwert der agrarischen Exporte (Zollkapitel 1 bis 24) lag im Zeitraum Jänner bis September 2023 laut den vorläufigen Ergebnissen der Statistik Austria mit 12,677 Mrd. Euro um 6,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Der Wert der importierten Waren stieg um 7,2 Prozent auf 12,771 Mrd. Euro, während sich die Importmenge um 4,8 Prozent reduzierte. Die Außenhandelsbilanz fällt im Agrarbereich mit minus 94 Mio. Euro leicht negativ aus. Der Blick auf die mengenmäßige Entwicklung zeigt, dass das Exportplus weiterhin auf die inflationsbedingten Preissteigerungen zurückzuführen ist, denn die Exportmenge ist um sechs Prozent rückläufig (Chart 1). Das mengenmäßige Minus im Bereich der Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie (ZK 16 bis 24) beträgt 8,3 Prozent, wertmäßig gab es hier ein Plus von 5,8 Prozent.
Tierische Agrarwaren zeigen Positivtrend
Nichtsdestotrotz gab es einige mengenmäßig positive Entwicklungen, wie etwa in den Warengruppen Rind- (+13,9 %) und Schweinefleisch (+2,3 %) (Chart 2). Bei den tierischen Warengruppen verzeichneten von Jänner bis September alle Produkte, bis auf Molke und Butter, wertmäßig eine positive Exportentwicklung. Die wertmäßig höchsten Zuwächse erzielten Schweinefleisch (+18 %), Geflügel (+13,1 %) Rindfleisch (+11,9 %), Wurst, Schinken und Speck (+9,3 %) sowie Milchprodukte (+5,4 %) (Chart 3).
Pflanzlicher Bereich: Apfelexporte steigen rasant
Bei den pflanzlichen Warengruppen stieg der Exportwert von frischem Gemüse um 26,8 Prozent und von frischem Obst um 21,6 Prozent (Chart 4). Eine besonders positive Entwicklung zeigt sich bei Äpfeln: Im Vergleich zum Vorjahr wurde mengenmäßig um 32,7 Prozent mehr exportiert, der Exportwert erhöhte sich sogar um 57,5 Prozent (Chart 5).
Im Bereich der Getreideprodukte legte der Exportwert von Müllereierzeugnissen (+19,1 %) und Backwaren (+15 %) zu. Der Exportumsatz von Getreide ging hingegen um 11,9 Prozent zurück (Chart 4). Das ist unter anderem auf Preisreduktionen zurückzuführen, die bei diversen Getreidearten seit November 2022 und bis dato beobachtet werden können. Die Gründe dafür sind vielfältig und auch bedingt durch das Zustandekommen von Ukraine-Exporten in größeren Mengen für den Weltmarkt, aber auch insgesamt aufgrund besseren globalen Ernten. Die Exportmengen waren bei Getreideprodukten generell rückläufig: Getreide verzeichnet ein Minus von 11,1 Prozent, Müllereierzeugnisse verbuchen einen Mengenverlust von 6,6 Prozent (Chart 6).
Spürbare Teuerungen
Sowohl der durchschnittliche Exportpreis als auch der Importpreis stieg im Vergleich zum Vorjahr um 19 Cent je Kilogramm. Somit wurde im Schnitt für ein Kilogramm eines exportiertes Produktes 1,70 Euro umgesetzt. Im Import wurde durchschnittlich 1,73 Euro pro Kilogramm quer über alle Warengruppen der Zollkapitel 1 bis 24 gezahlt.
Exporte hauptsächlich im europäischen Binnenmarkt
Wichtiges Exportland für Österreich ist weiterhin Deutschland mit einem Zuwachs von 11,4 Prozent (Charts 7+8). 88,4 Prozent der Exporte des gesamten österreichischen Agrarsektors wurden in den ersten drei Quartalen 2023 wertmäßig in Europa abgesetzt – das ist ein Zuwachs von 9,3 Prozent. (Chart 9) Die Nachbarländer, allen voran Deutschland, spielen dabei eine wichtige Rolle: Rund 63 Prozent der Exportumsätze aus dem Agrarsektor wurden in den acht Anrainerstaaten abgesetzt (+10 %). Die Exporte nach Großbritannien konnten erstmals seit dem Brexit zulegen. Im Agrarbereich waren es wertmäßig plus 23 Prozent, mengenmäßig zeigt sich ein Plus von 17,4 Prozent.
Entwicklung am deutschen Markt
Die Ausfuhren von Agrarprodukten nach Deutschland nahmen um 11,4 Prozent auf 4,81 Mrd. Euro zu, die Importe stiegen im gleichen Zeitraum um 14,1 Prozent auf 4,53 Mrd. Euro (Chart 10). Das ergibt das vierte Mal in Folge eine positive Bilanz von rund 278 Mio. Euro. Mengenmäßig gab es einen Exportzuwachs in Höhe von 1,1 Prozent, während die Importmengen um minus 0,9 Prozent leicht gesunken sind (Chart 11).
Exportumsätze von Käse steigen
Seit vielen Jahren ist Käse ein wichtiges Exportprodukt Österreichs in dieses Nachbarland (Chart 12). In den ersten drei Quartalen des vorherigen Jahres wurde Käse im Wert von 383,67 Mio. Euro exportiert. Das sind um 4,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2022 (Chart 13). Das Wachstum resultiert aus der Preissteigerung, die bei nahezu allen tierischen Produkten beobachtet werden konnten (Chart 15). Die Menge der Käseexporte sank im selben Zeitraum um 11 Prozent. Insgesamt ist die gesamte Mopro-Warengruppe im Export nach Deutschland rückläufig. Das Absatzminus beträgt 8,5 Prozent, der Wert blieb mit plus 0,6 Prozent indes stabil.
Die Exportpreisentwicklung nach Käsesorten zeigt eine Teuerung unter anderem beim beliebten Bergkäse, dessen Kilo-Preis um knapp 19 Prozent gestiegen ist. Preisanstiege sind auch bei allen anderen Top-Käsesorten zu beobachten (Chart 14).
AMA-Gütesiegel Tierhaltung plus Einstufung bei haltungsform.de
In Anbetracht der hohen Relevanz, die der deutsche Markt für österreichische Molkereien und Käsereien hat, freut sich die AMA-Marketing besonders über die Ende 2023 erfolgte Einstufung des AMA-Gütesigels Tierhaltung plus in die Haltungsstufe 2 und des AMA-Gütesiegels Tierhaltung plus Aussenklima in die Haltungsstufe 3 bei haltungsform.de. Die AMA-Marketing hat die dafür erforderliche AMA-Gütesiegel-Richtlinie gemeinsam mit Vertreterinnen und -vertretern der Milchwirtschaft, Landwirtschaft und Tiergesundheit Österreich weiterentwickelt. Start mit der Umsetzung des AMA-Gütesiegels Tierhaltung plus wird voraussichtlich im Februar 2024 sein. Erwartet wird die Teilnahme von mehr als 10.000 Milchviehbetrieben beim AMA-Gütesiegel Tierhaltung plus.
Deutschland: Export vs. Import
Vergleicht man die Exporte und Importe nach bzw. aus Deutschland in den Bereichen Milchprodukte, Fleischzubereitungen, Rindfleisch, Obst und Gemüse veredelt und Obst und Gemüse frisch so zeigt sich lediglich bei Letzterem eine negative Handelsbilanz, da die Importwerte höher als die Exportwerte sind (Chart 16). Österreich importiert demnach mehr frisches Obst und Gemüse aus Deutschland (291,1 Mio. Euro) als ins Nachbarland exportiert wird (198,8 Mio. Euro). Wertmäßig am bedeutendsten ist der Export (648 Mio. Euro) und Import (475,4 Mio. Euro) von Milchprodukten, gefolgt von Fleischzubereitungen mit einem Exportwert in Höhe von 365,6 Mio. Euro und einem Importwert von 119,83 Mio. Euro (Charts 17 + 18). Erfreulich war auch die Exportentwicklung von Rindfleisch: Der Exportumsatz stieg auf über 220 Millionen Euro (Chart 19).
Getreidehandel mit Deutschland rückläufig
In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres ist der Getreidehandel mit Deutschland insgesamt zurückgegangen während Obst und Gemüse in frischer und veredelter Form öfter die Grenzen passierten (Charts 20 + 21). Die Ausfuhren sanken um rund 15 Prozent, die Einfuhren reduzierten sich um 22 Prozent. Den wertmäßig höchsten Exportanteil hatte Mais mit 52,3 Prozent (Menge: 27,1 %). Mengenmäßig spielten vor allem Weizen und Mengkorn (46,9 %) eine wichtige Rolle (Chart 22).
Messeauftritt 2024
Die AMA-Marketing wird die österreichischen Agrarerzeugnisse auch 2024 auf internationalen Leitmessen präsentieren und so die Herstellerinnen und Hersteller bei ihren Exportaktivitäten unterstützen. Neben der Grünen Woche in Berlin, bei der 12 österreichische Unternehmen ausstellen, sind auch Teilnahmen an der Biofach in Nürnberg, der CIBUS in Parma, der NOFF in Stockholm sowie der SIAL in Paris geplant. Darüber hinaus unterstützt das Export-Team der AMA-Marketing bei Handelskooperationen wie Verkostungen und POS-Aktivitäten bei deutschen Handelsunternehmen und organisiert Exkursionen und B2B-Netzwerkevents.
Fotocredit: AMA-Marketing/Thomas Meyer